Anders denken und helfen zahlt sich aus - Dr. Ute Glock und ihre Hilfsgruppe "Projekt Guarayos" engagieren sich für Region in Bolivien - Stand am Altstadtfest

Kreis Anzeiger vom 15.05.2008


In Büdingen und seinem Umland gibt es Frauen, die ganz anders denken. Und der Erfolg gibt ihnen Recht. Im September 2003 lernte Dr. Ute Glock, Kinderärztin und aktive Ruheständlerin, die Franziskanerin Letitia Pallhuber kennen. Seit 1957 als Missionsschwester in Bolivien tätig, baute sie seit 1965 eine Krankenstation auf, aus der sich ein Hospital entwickelte. Eine Notwendigkeit: das kleine Krankenhaus in Ascensión stellt praktisch die einzige medizinische Versorgungsmöglichkeit für 15 000 Menschen dar. Die Ärztin war tief beeindruckt von der tatkräftigen älteren Frau, besuchte 2004 das bolivianische Krankenhaus und beschloss, es zu unterstützen. Frauen aus ihrem Freundeskreis kamen dazu, eine Engagierte zog die andere nach: Nora Itzel (Büdingen), Ilona Bittner (Büdingen), Astrid Eichinger (Altenstadt), Renate Haas (Altenstadt), Irmgard Huth (Büdingen), Antoinette Henrich (Heegheim) und Anneliese Molz (Düdelsheim). So entwickelte sich die Arbeitsgruppe "Projekt Guarayos".

Spendensummen können in Bolivien viel bewirken. Das zeichnet sich tatsächlich in der Liste der Projekte für dieses Jahr ab, die bereits finanziert werden konnten. Mit der Einrichtung des Geburtshilfepavillons 2007 ist die Ausstattung des Hospitals im Wesentlichen abgeschossen. Derzeit muss die Ausbildung einer jungen Frau zur Laborantin finanziert werden.
Dagegen gibt es beim erfolgreich angelaufenen Ernährungsprojekt in Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation PLAN international noch viel Unterstützung zu leisten.
Die Gruppe "Projekt Guarayos" freut sich, dass diese Hilfe in die Region passt: "Die Voluntarias können wirklich auf einer Vertrauensbasis mit den Familien arbeiten." Ältere Frauen fahren bis in abgelegene Weiler, besuchen junge Mütter, ihre Babys und Kleinkinder, beraten sie hinsichtlich Alternativen zur traditionellen, einseitig kohlehydratreichen, eiweiß- und vitaminarmen Säuglingsernährung. So wurde als eine hochwertige Ernährungsmöglichkeit Sojamehl angeschafft. Als Aufwandsentschädigung bekommen die Voluntarias aus den oberhessischen Spenden Lebensmittel, Fahrräder und Handys zur Verbesserung der Kommunikation, eine wurde zur Hilfsschwester ausgebildet. In der Klinik wurde ein Mutter-Kind-Zimmer eingerichtet, wenn die Kleinen doch stationär aufgenommen werden müssen. Therapiekosten für nicht versicherte Kinder werden übernommen und auch die Fahrtkosten in spezialisierte Klinken, etwa in Santa Cruz.
Bildung ist ebenso ein Menschenrecht wie Gesundheitsversorgung. Eine Nonne hatte eine kleine Stadtteilschule "Nueva Esperanza" für Kinder gegründet, deren Eltern das Schulgeld nicht bezahlen können, deren Schulweg zu weit ist und die wegen einer Lernschwäche bisher überhaupt nicht beschult wurden. Jugendliche, die nach Schulabschluss noch keine Arbeit gefunden haben, werden im Konditorhandwerk, am PC und in der Holzwerkstatt ausgebildet. Bezahlt werden die Gehälter von zwei Lehrerinnen, Lernmaterialien sowie der Ankauf eines Erweiterungsgrundstückes.
In die Zukunft weist auch die Gründung und Begleitung einer Frauengruppe in der noch stärker abgelegenen, völlig strukturschwachen Region Yagarú. Eine Handarbeitskraft unterstützt die Frauen, Stoffe, Garne wurden angeschafft, ein kleines Zentrum für kunsthandwerkliche textile Produkte soll entstehen. Und selbst für Einzelfallhilfen - eine Ledernähmaschine für einen querschnittsgelähmten Schuster, Schulmaterialien für 14 besonders bedürftige Kinder - war noch Geld übrig.

Planen, organisieren, verkaufen, nasskalte Tage an Weihnachtsmarktständen - die Frauen der Arbeitsgruppe "Guarayos" haben viel Engagement aufbringen müssen. Beim Altstadtfest am 17. und 18. Mai ist die Gruppe mit einem Stand am Schlossplatz vertreten. Am Donnerstag, 29. Mai (19.30 Uhr), gibt es eine Abendveranstaltung "Schule macht Schule" mit Rotraud Morell im Steinernen Haus zugunsten der jungen Schule "Nueva Esperanza" und das Beisammensein klingt dann im Wintergarten der Gaststätte "Bleffe" aus.

Marwin Hehl