Newsletter 2011

Wednesday, 09 November 2011


"Wenn man etwas angefangen hat, muss man es zuende führen!"

So könnte man die Strategie zusammenfassen, mit der ich dieses Bolivien-Projekt seit nunmehr 8 Jahren intensiv betreue. In diesem Jahr war es das achte Mal, dass ich mich auf den weiten Weg gemacht habe, weil  immer wieder neue Herausforderungen das Weitermachen notwendig machten.

Das Schicksal des "Hospital Guarayos" ist ungewiss. Seit 3 Jahren wird die Verwaltung von der Gemeinde Ascensión geführt, leider unter streng kommerziellen Kriterien. Die Patienten müssen für ihre ärztliche Behandlung finanziell in Vorlage treten, was oft zu dramatischen Situationen der Betroffenen  führt. Wir haben ja seinerzeit unsere Spendengelder vorwiegend

in die technische Ausstattung der Klinik gesteckt, die mit der Anschaffung von vielen großen Geräten mittlerweile abgeschlossen wurde. Die letzte Großinvestition war der Kauf einer neuen Röntgenanlage –auch nur deshalb - weil ein kleines Mädchen wegen fehlender Diagnostik verstorben ist.

Seit 2007 widmen wir uns gemeinsam mit Schwester Miriam Holaus der schlimmen Unterernährung der Kinder. In mühseligen kleinen Verhandlungsschritten ist es gelungen, eine Vernetzung der vorhandenen Institutionen herzustellen, um eine möglichst umfassende Betreuung der Kinder in den weitentlegenen Dorfteilen Ascensións aufzubauen. Im Vordergrund stehen dabei die freiwilligen Gesundheitshelferinnen - voluntarias -, die von der Gemeinde angeworben und von der Organisation PLAN ausgebildet werden. Inzwischen ist unser Projekt "Ernährung und Kindergesundheit" soweit gediehen, dass uns der bisherige Erfolg Hoffnung auf Weiterentwicklung gibt. Dank der Unterstützung des Päpstlichen Kindermissionswerks Aachen konnten im Juli die Reparatur- und Renovierungsarbeiten des ehemaligen Ärztehauses "Asai" fertiggestellt werden, in dem unser Projekt nun ein Zuhause gefunden hat: Centro Nutrición Santa Clara. Hier können alle Aktivitäten stattfinden, ohne mit dem Betrieb der Kinderklinik des Hospital Guarayos zu kollidieren.

Quasi nebenher hat Schwester Andrea ein kleines Frühförderzentrum für behinderte Kinder bis 6 Jahre geschaffen. Es liegt gegenüber des Ernährungszentrums und sichert somit die unmittelbare Zusammenarbeit zwischen den Schwestern und den Gesundheitshelferinnen.

Die kleine Schule "Nueva Esperanza" wurde in diesem Jahr erweitert, damit jetzt 30 Kinder 1 Jahr lang unentgeltlich unterrichtet werden können. Erstmals wurden separat auch behinderte Schulkinder aufgenommen, die vorher in ihren Hütten ein trauriges Dasein fristen mussten.

Mit der Schaffung dieser 3 Einrichtungen  Schule - Frühförderzentrum - Ernährungszentrum haben 8 Jahre Projektarbeit zu einem sichtbaren und hoffentlich auch bleibenden Erfolg geführt. Wir wünschen uns natürlich weitere Unterstützung in jeder Hinsicht, nicht zuletzt auch durch die örtlichen Institutionen. Auch wenn es manchmal zu Irritationen führt, sind wir auf die Strukturen der Politik angewiesen, um möglichst viele bedürftige Menschen zu erreichen. Hier steckt  auf reiner Verhandlungsebene etliches Potential für die Weiterentwicklung und die Nachhaltigkeit des bisher Erreichten.

Im Februar 2012 steht meine 9. Bolivienreise an, um gemeinsam mit den Tertiarschwestern und vielen Einheimischen zielorientiert weiterzuarbeiten. Ein wichtiges Thema wird dabei die Einbeziehung der bolivianischen Schwestern sein, die inzwischen auch den Regionalrat der Tertiarschwestern in Guarayos bilden. Sie werden künftig die Verantwortung im Sinne eines Generationswechsels zu tragen haben, was wir zum frühstmöglichen Zeitpunkt gern unterstützen möchten.

Der Prozess der Anwerbung weiterer voluntarias ist noch längst nicht abgeschlossen. Wir müssen also weiterhin die Kooperation mit Gemeinde und PLAN kultivieren, damit Begonnenes nicht wieder einschläft. Wieweit wir das Kinderprojekt auch auf Alte und Erwachsene im Sinne einer medizinischen Grundversorgung ausweiten können, ist von vielen Faktoren abhängig und muss abgewartet werden.

Ganz sicher müssen wir auch inhaltlich auf Qualität der Ernährungsberatung setzen, was im Rahmen von Hospitationen und Praktika zu erreichen ist.  Die Mitarbeit einer Ernährungswissenschaftlerin wäre traumhaft, ist derzeit aber nicht realisierbar.

In Herrn Kroeber, Gelnhausen, habe ich einen Profi gefunden, der für ein vertretbares Honorar unsere Homepage auf Vordermann gebracht hat:

www.projectguarayos.org

Ein Blick dorthin lohnt sich, zumal wir unsere Projekte großzügig bebildert haben.

Auch im Namen meiner sechs Mitstreiterinnen meine ich, dass unser Projekt Guarayos weitere Werbung verdient hat. Erzählt davon, wann immer sich eine Gelegenheit ergibt. Selbstverständlich brauchen wir  finanzielle Unterstützung, aber auch Anregungen und konstruktive Kritik sind hochwillkommen.

Ich bedanke mich bei allen für Treue, Interesse, Anregungen und tatkräftige Hilfe.

Mit den besten Wünschen für einen ruhigen Herbst,

verbleibe ich Eure Ute Glock

Marwin Hehl