Damit Geld da ankommt, wo es gebraucht wird
Kreisanzeiger vom 03.02.2011
Von Michel Kaufmann
Das Ticket liegt bereit. Die Koffer sind gepackt, die To-do-Listen abgehakt. Heute fliegt die pensionierte Büdinger Kinderärztin Ute Glock nach Bolivien, um dafür Sorge zu tragen, dass die Spendengelder vom „Projekt Guarayos“ ihrem Zweck zugeführt werden.
Schwester Letitia Pallhuber gründete Anfang der 60er Jahre in Ascensión in der Provinz Guarayos in Bolivien ein Hospital. Das Entwicklungshilfeprojekt unterstützt dort die Schwestern und ihre soziale Arbeit. 2003 lernte Glock durch Vermittlung ihres Doktorvaters die Nonne vom Franziskanerorden kennen, „das war der Beginn unseres Projekts“.
Die Gruppe um Ute Glock, die das Projekt betreut, sammelte das gesamte Jahr über Spenden. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, dass Glock wieder nach Bolivien reist, um das Geld vor Ort einzusetzen. Denn nur so könne man garantieren, dass die Spenden auch dorthin fließen, wo man es geplant habe. „Wir haben keine Verwaltungs- oder Werbekosten. Deshalb geht das Geld zu 100 Prozent an die Menschen der Region“, sagt sie. Auch den Flug nach Bolivien zahlt sie aus eigener Tasche.
Mit Hilfe von Ute Glock, ihrem Team und Unterstützern wurden seither in der bolivianischen Provinz medizinische Geräte gekauft, eine Entbindungsstation eingerichtet, eine kleine Schule eröffnet und ein Ernährungsprogramm geschaffen, denn vor allem Kinder leiden in der Region an Unterernährung. „Es geht nicht darum, punktuell zu verbessern, sondern langfristig ein gutes Netzwerk aufzubauen“, sagt Glock, „ohne Bildung und gute Ernährung können die Menschen dort nicht gesund bleiben.“ Deshalb hat man sich bei „Guarayos“ die Schwerpunkte Gesundheit, Bildung und Ernährung gesetzt. Dort will sie mit ihrem jetzigen Besuch ansetzen. Durch ihre langjährige Tätigkeit im öffentlichen Gesundheitsdienst des Wetteraukreises habe sie sich das Planungs-Know-How erarbeitet, das für das Projekt nötig sei.
Dass man in Bolivien bisweilen improvisieren muss, stört sie nicht. „Das wurde mir praktisch in die Wiege gelegt. Mein Vater hat sich damals eine eigene Klinik aufgebaut, das hat mich geprägt.“ In diesem Jahr stehen 15 000 Euro zur Verfügung, die auf die einzelnen Projekte verteilt werden, verrät sie.
Hauptziel sei die Erweiterung des Ernährungsprogramms. Dafür soll zunächst ein Haus eingerichtet werden, das zu einer zentralen Anlaufstelle für das Programm werden soll. „Nicht weit entfernt von unserer Entbindungsstation werden wir eine kinderärztliche Station ausrüsten, die später als Ausgangspunkt für unser Ernährungsprogramm dienen soll“, sagt Glock. Von dort aus soll später einmal auch eine rollende Ambulanz ihre Arbeit aufnehmen, die man ebenfalls im Zuge des Ernährungsprogramms aufbauen will.
Doch auch das zweite Standbein, die Bildung, erfährt weitere Zuwendung. „Die Schule muss vergrößert werden, wir brauchen Material und müssen Gehälter zahlen“, erklärt Glock. Weiterhin werden mit dem Geld mehrere direkte Patenschaften finanziert sowie Reparaturen und Schulungsmaßnahmen bei den bestehenden Projekten, wie zum Beispiel der Mütterstation, erledigt.
Im Kreis-Anzeiger wird Ute Glock in den kommenden Wochen in einem Reisetagebuch ihre Erlebnisse schildern und den Lesern die Arbeit vom „Projekt Guarayos“ und ihren Alltag in Bolivien nahe bringen. Denn die Spenden gehen nicht nur vollständig an die Menschen der Region, Ute Glock kümmert sich gemeinsam mit den Schwestern vor Ort gezielt um die Verwendung der Gelder.
Mit Hilfe von Ute Glock, ihrem Team und Unterstützern wurden in der bolivianischen Provinz medizinische Geräte gekauft, eine Entbindungsstation eingerichtet, eine kleine Schule eröffnet und ein Ernährungsprogramm geschaffen, denn vor allem Kinder leiden in der Region an Unterernährung.